»Auf der Suche nach Fritz Kann«

Ein Film über drei Generationen Schweigen und das Erinnern heute | 16. Januar, 19:30 Uhr, im RIO Kino in Mülheim | weitere Aufführungen in Dortmund, Düsseldorf, Essen und Köln

Der Regisseur Marcel Kolvenbach folgt den Spuren des ersten Mannes seiner Großmutter: des Juden Fritz Kann. Die jüdische Familie Gutmann/Kann lebte in Mülheim. Fritz Kann zog 1927 nach Düsseldorf und heiratete dort. Möglicherweise wurde die Ehe aufgrund der sogenannten nationalsozialistischen »Rassegesetze« geschieden. Seit 1941 lebte Fritz Kann wieder in Mülheim. Er musste in das sogenannte Judenhaus, Scharpenberg 42, einziehen. 1942 wurde er von hier aus deportiert und in Izbica von den Nazis ermordet. Auf dem Transport bzw. in Izbica starben auch seine Schwester Jeanette Gutmann und deren Sohn Hans-Josef. An die Familie Gutmann/Kann erinnern fünf Stolpersteine vor dem Haus Friedrich-Ebert-Straße 72–74.

  Marcel Kolvenbach
Regisseuer und Dokumentarfilmer
Marcel Kolvenbach

Über Fritz Kann, den ersten Mann seiner Großmutter Caroline, herrschte lange Zeit Schweigen in der Familie des Filmemachers Marcel Kolvenbach, kein einziges Foto verriet dessen Existenz. Die Frage danach, wer Fitz Kann war, beschäftigt den Regisseur, seit er in alten Familiendokumenten auf dessen Unterschrift stieß.


In 90 Minuten führt die Suche nach Fritz Kann vom ehemaligen Schlachthof in Düsseldorf über Polen nach Argentinien, Ost-Berlin sowie nach Mülheim an der Ruhr. Im Stadtarchiv gibt es eine Vielzahl an Informationen über die bis zum Holocaust in Mülheim verwurzelte Familie Kann. Diese Familieninformationen waren maßgeblich dafür, dass Kolvenbach in Berlin lebende Angehörige der Familie Kann ausfindig machen konnte.

Großnichte und Großneffe von Fritz Kann kommen zur Filmpremiere nach Mülheim

Elke Tischer (geb. Gutmann) und ihr Bruder Hans-Joachim Gutmann, die Großnichte und der Großneffe von Fitz Kann, waren am 4. Mai 2022 dabei, als die Stolpersteine in Mülheim verlegt wurden.  Sie setzen sich seit Jahren ganz im Sinne Ihres Vaters Kurt Gutmann für Versöhnung, ein friedliches Miteinander und Toleranz in der Gesellschaft sowie gegen Ausgrenzung, Hass und Hetze ein. Deshalb sind sie auch – zusammen mit dem Regisseur Marcel Kolvenbach – zur Filmpremiere in Mülheim und werden nach der Filmaufführung für Fragen zur Verfügung stehen.

>> Download: Der Flyer zum Film

»Auf der Suche nach Fritz Kann«
wird am 16. Januar, 19:30 Uhr, im RIO Kino in Mülheim gezeigt

Weitere Vorführungen in

Dortmund Kino Sweetsixteen am 18.01.2023
Düsseldorf Kino Bambi am 15.01.2023
Essen Kino Luna im Astra Theater am 17.01.2023
Köln Kino Filmpalette am 12.01.2023

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30. Januar 1933: Böses Erwachen

Am Abend des 30. Januar 1933 fühlt sich Tagebuchschreiber Joseph Goebbels »wie im Traum«: »Die Wilhelmstraße gehört uns, Hitler ist Reichskanzler. Der Führer arbeitet bereits in der Reichskanzlei.« Vor dem Brandenburger Tor veranstaltet die SA triumphierende Fackelzüge; Goebbels sorgt für die Radioübertragung.

Drei Wochen vorher, am 7. Januar 1933, trafen im Streithof im Speldorfer Wald, dem Anwesen von Hitlers Förderer Emil Kirdorf, Generaldirektor der Gelsenkirchener Bergwerks AG, Adolf Hitler und führende Ruhrindustrielle zusammen, um über die Machtübertragung an Hitler zu beraten, die viele Ruhrindustrielle schon seit Jahren unterstützen.

Hitler und Kirdorf beim Kaffeekränz-chen im Streithof. Zusammen mit anderen Industriellen wurden bei solchen Treffen u. a. die Weichen für die Machtübertragung gestellt.

Adolf Hitler kündigt an, als Reichskanzler das »demokratische Chaos« der Weimarer Jahre zu überwinden. Dieses Ziel verwirklichten die Nazis nach dem 30. Januar 1933 innerhalb kürzester Zeit: Mit Gewalt und Terror schalten sie politische Gegner aus und okkupieren die staatlichen Machtinstrumente. Mit staatlicher Rückendeckung werden Kommunisten und Sozialdemokraten sowie jüdische Abgeordnete und später Gewerkschafter verfolgt, inhaftiert, ermordet. Der Polizei verordnete Göring in einem »Schießerlass« den rücksichtslosen Gebrauch der Schusswaffe gegen alle politischen Gegner. Noch im Frühjahr 1933 beginnen SA und SS mit der Errichtung erster Konzentrationslager in Dachau und Oranienburg; in vielen Städten werden mitten in Wohngebieten KZ-ähnliche Häuser und Folterkeller eingerichtet.

Als die im Sprachgebrauch der Nazis »nationale Erhebung« im Sommer 1934 ihren Abschluss findet, haben die Nazis in nur wenigen Wochen ihr faschistisches Terrorregime innerhalb des bestehenden Staates etabliert. Die Demokratie  im Deutschland der Weimarer Republik ist zerstört, ohne dass sich vonseiten der »staatstragenden Kräfte« nennenswerter Widerstand erhoben hätte. Der Kreis der Ruhrindustriellen um den Hitlerförderer Kirdorf profitiert von der Zerschlagung der Gewerkschaften, von der Aufrüstung und später von der Zwangsarbeit.

Zwölf Jahre später liegt das »Tausendjährige Reich« in Trümmern. Mit Krieg, Verfolgung und Holocaust haben die Nazis Millionen Menschen in Europa ermordet. Den Weg dazu freigemacht hat die Machtübertragung an Hitler und die Nazis am 30. Januar 1933. Der 30. Januar 1933 ist deshalb nicht irgendein Datum der Geschichte, sondern ständige Mahnung, faschistischen Tendenzen und wiedererstarkenden nationalistischen Ideolgien mit allen Kräften entgegenzuwirken. Er ist eine Forderung, die sich an alle gleichermaßen richtet, unabhängig vom jeweiligen Standpunkt in anderen Fragen: »Nie wieder Faschismus - Nie wieder Krieg!«

Abbildungen:
oben: Hitler nach der Machtübertragung am Fenster der Reichskanzlei (Bundesarchiv)

Mitte: Treffen von Hitler und Kirdorf im Streithof

unten: Hitler fährt im offenen Wagen durch Mülheim (VVN-Archiv)

78. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz

Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts

Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz von sowjetischen Soldaten befreit. Die Bilder der Leichenberge, die sie dort sahen, läßt uns noch heute den Atem stocken. Mehr als eine Million Menschen, Männer, Frauen und Kinder, sind allein in Auschwitz zwischen März 1942 und November 1944 von den Nazis gequält und ermordet worden.

Auch 78 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz ist es wichtig, sich daran zu erinnern, wie dieses Grauen seinen Anfang nahm. Es begann mit hasserfüllten Worten, mit Verleumdung und Verschwörungstheorien auf dem Nährboden antijüdischer Stimmung, mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit: Eine Mischung aus Intoleranz, nationalem Chauvinismus, Menschenverachtung und Gewaltbereitschaft, die in Deutschland und in Teilen Europas bereits lange bestand – und immer noch besteht.

Waren die Konzentrations- und Vernichtungslager, waren die hinter der Front ermordeten und in Massengräbern verscharrten Zivilisten, waren die zu Tode gearbeiteten Zwangsarbeiter*innen an den Werkbänken der Groß- und Rüstungs-industrie, waren »Hitler und die Nazis ... nur ein Vogelschiss in über tausend Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte« wie es der damalige Partei- und Fraktions-vorsitzende der AfD im Bundestag, Alexander Gauland, gern sähe? Gaulands Satz macht deutlich, dass Antisemitismus und Rassismus nicht mit dem Zweiten Weltkrieg endeten. Vielmehr sind Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus dabei, wieder verstärkt in den Köpfen ihr Unwesen zu treiben. Und bei den Köpfen bleibt es nicht ...

Viele der Überlebenden des Holocausts haben es zu ihrer Lebensaufgabe gemacht, der Welt zu erzählen, was sie erlebt haben. Wir haben heute die Verpflichtung, dafür zu sorgen, die Schrecken des Holocausts nicht ins Vergessen sinken zu lassen, sondern durch aktives Erinnern daran mitzuwirken, dass solches nie wieder geschehen kann und wird.


Am 27. Januar werden wir deshalb um 11:00 Uhr
– wie in den Jahren zuvor –
einen Kranz am Mahnmal auf dem jüdischen Friedhhof
an der Gracht niederlegen.


Abbildung: KZ Auschwitz, Ankunft ungarischer Juden, 1944.
Foto: Wikimedia Commons / Bundesarchiv, Bild 183-N0827-318; CC-BY-SA 3.0.

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Die Waffen nieder!

Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus – das ist es, wofür sich die VVN-BdA seit ihrem Bestehen einsetzt. Doch nun herrscht Krieg, mitten in Europa.

Wir verurteilen den Einmarsch Russlands in die Ukraine. Jenseits aller Schuldzuweisungen und der Anheizung des Konflikts durch Drohungen und Gegendrohungen gilt: Für die Entfesselung eines Krieges gibt es keine Rechtfertigung! Panzer, Soldaten, Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge sind keine Option, um Krisen zu bewältigen.

Goldene Zeiten für Kriegsgewinnler

Für die Menschen in der Ukraine ist dieser Krieg eine humanitäre Katastrophe. Er bringt Tod, Verletzungen, Leid, Zerstörung, Ströme von Flüchtenden. Für die Waffenlobby bringt er goldene Zeiten. 100 Milliarden Euro will die Bundesregierung sofort in die Rüstung investieren, mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts dann in jedem weiteren Jahr – das heißt, pro Jahr zusätzlich 72 Milliarden Euro! Seit Kriegsbeginn sind die Aktien der Panzerschmiede Rheinmetall um 28 Prozent gestiegen, Hensoldt, ein Produzent von Rüstungselektronik, verzeichnet einen Rekordzuwachs von 60 Prozent.

Rüstung zerstört unsere Lebensgrundlagen

Nicht nur in Deutschland, in der ganzen Welt stehen wir vor gewaltigen Aufgaben: Gemeinsam müssen wir die Klimakrise und das Artensterben bekämpfen, konsequent auf erneuerbare Energien umsteigen, die Corona-Pandemie bewältigen, soziale Ungleichheit beseitigen und für mehr Bildungschancen sorgen. All dies ist mit dem neuen Rüstungswettlauf nicht machbar.

Für Frieden, Verständigung und eine
lebenswerte Zukunft

In der jetzigen Situation gibt es deshalb nur ein Gebot: der Abzug der russischen Invasionsstreitkräfte aus der Ukraine, die schnellstmögliche Beendigung des Krieges. Gefolgt von beharrlichen Gesprächen zum Aufbau von Frieden und Sicherheit vom Atlantik bis zum Ural, begleitet von einem echten Abrüstungsprozess. Wir brauchen eine europäische Friedensordnung, in der Grenzen nicht gewaltsam verschoben werden und die Sicherheit von allen geachtet wird. Sie muss am Verhandlungstisch mit allen ausgehandelt werden. Nur mit einer Politik des Friedens und der Verständigung werden wir der kommenden Generation eine Welt hinterlassen, in der es sich zu leben lohnt.

Noch einmal: Die Waffen nieder!

Kriege passieren nicht einfach. In Kriege gerät man nicht irgendwie hinein. Kriege werden gemacht. Auch dieser Krieg hat seine Vorgeschichte, ohne die er nicht zu verstehen ist. Das heißt nicht, Verständnis für Krieg zu haben. Es ist Voraussetzung für Friedenspolitik. Aber wie immer man das alles auch sehen mag:

Die Waffen nieder!
Das ist die Forderung der Stunde!
Dies muss im Vordergrund stehen!
Ohne Wenn und Aber!


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1. Mai: Es gibt noch viel zu tun

Dies ist das Maiplakat des DGB von 1950. Es ruft unter anderem auf zu Völkerfrieden, Schutz der Arbeitskraft, Mitbestimmungsrecht und Neuordnung der Wirtschaft. Das war vor 71 Jahren. Viel ist seither durch die Gewerkschafter erreicht worden. Trotz alledem sind die Forderungen von 1950 heute noch brandaktuell.

Vom Völkerfrieden sind wir weit entfernt

Die globalen Rüstungsausgaben haben einen neuen Höchststand erreicht. Nach Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri erhöhte Deutschland seinen Rüstungsetat 2020 um 5,2 Prozent und liegt im globalen Vergleich auf Rang sieben. Das ist prozentual der größte Anstieg weltweit – trotz Corona‐Krise.

Rekordsumme für die Aufrüstung

Auch die Gewinne der deutschen Rüstungskonzerne boomen. Im Jahr 2019 erhielten deutsche Waffenschmieden Genehmigungen für Rüstungsexporte von über acht Milliarden Euro – eine Rekordsumme. Die Exporte wurden zwar auf Druck etwas zurückgefahren, doch der Anteil der Waffenlieferungen an Länder, die in Kriege verwickelt sind oder Menschrechtsbestimmungen verletzen, ist gestiegen: Er beträgt etwa die Hälfte aller genehmigten Rüstungsexporte. Mehr als zwei Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung sollen zuküftig für Kriegswaffen ausgegeben werden. Die Bundeswehr plant die Anschaffung neuer Atombomber für acht Milliarden Euro. Aktuell wird die Entwicklung und Anschaffung von bewaffneten Kampfdrohnen diskutiert. Drohnen erhöhen die Kriegsgefahr und sind der Einstieg in ein automatisiertes Kriegsszenario ohne menschliche Kontrolle.

Prekäre Arbeitsverhältnisse

Wie es um den Schutz der Arbeitskraft bestellt ist, darauf haben im Umfeld von Corona unter anderem die miserablen Arbeitsverhältnisse in deutschen Fleischfabriken ein Schlaglicht geworfen. In anderen Bereichen, etwa der Bauindustrie, sieht es nicht besser aus. Gegen eine Testpflicht der Unternehmen sträuben sich die Interessenverbände der Wirtschaft schon lange. Ihre Durchsetzung und Kostenübernahme durch die Unternehmen wird nicht ohne Widerstände zu realisieren sein.

Milliardengewinne und Hungerlöhne

Die Neuordnung der Wirtschaft ist dagegen Realität geworden. Allerdings nicht so, wie 1950 gefordert. Bei der Globalisierung sind die Interessen der arbeitenden Menschen auf der Strecke geblieben. Multinationale Konzerne erwirtschaften in Deutschland Milliardengewinne, die sie allerdings hier nicht versteuern. Dafür zahlen sie oft nur Hungerlöhne bei gleichzeitig hohem Arbeitsdruck und verweigern Mitbestimmungsrechte. Aktuell zeigt die Coronakrise, dass diese Unternehmen sogar in und durch die Pandemie ihre Profite steigern und dazu noch staatliche Hilfen kassieren, während die Mehrheit der Menschen immer näher an die Armutsgrenze und darüber hinaus gedrängt wird.

Rüstung ist ein Klimakiller

Ein Eurofighter stößt pro Flugstunde 11.000 kg CO2 aus. Das entspricht dem Klimagas-Ausstoß von 79.000 Kleinwagen auf 100 km. Pro Jahr absolvieren die Eurofighter der Bundesluftwaffe zusammen 10.000 Flugstunden, was einen CO2-Austoß von 110.000 Tonnen ergibt. Auch so untergraben die Rüstung und die dafür Veranwortlichen die Zukunftsaussichten der Menschheit.

Dieser Wahnsinn muss aufhören. Wir brauchen nicht noch mehr Rüstungsausgaben, keine Milliarden verschlingende Armee, keine Klima aufheizenden Atombomber, sondern stattdessen ein gut ausgestattetes Gesundheits-, Sozial- und Bildungssystem.

Noch viel zu tun

Es gibt also noch sehr viel zu tun. Frieden und Völkerverständigung, die Gleichbehandlung aller Menschen und ein friedliches Miteinander, der Erhalt unserer Lebensgrundlagen und eine gerechte Weltwirtschaftsordnung – dies sind Werte, für die sich die VVN‐BdA einsetzt. Deshalb rufen wir auf, für die Erreichung dieser Ziele am 1. Mai auf der DGB‐Kundgebung mit dabei zu sein. Denn eine gerechtere Zukunft erlangen wir nur durch Solidarität.

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Zum Gedenken an Helmut Hermann

Helmut Herman, Ehrenvorsitzender der Mülheimer Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Träger der Ehrenspange der Stadt Mülheim an der Ruhr verstarb im Alter von 91 Jahren.

1929 geboren, musste Helmut Hermann als Kind mitansehen, wie sein Vater von der SA aus der Wohnung geprügelt wurde, weil er sich als Kommunist dem faschistischen Regime des National-sozialismus verweigerte. Dieses Erlebnis und die nachfolgende Zeit des Faschismus haben sein Denken und Handeln geprägt. Bis ins hohe Alter hat sich Helmut Hermann als Antifaschist gegen Rassismus und Antisemitismus, gegen rechtes Denken und Handeln, gegen Ausbeutung und Unterdrückung organisiert und eingesetzt.

Gegen das Vergessen

Zeichen setzen gegen das Vergessen – um dies zu erreichen suchte er als Vorsitzender der VVN – BdA Mülheim den Kontakt zu den Gewerkschaften, zur Stadt, zu den Schulen, zur jüdischen Gemeinde und zu anderen Organisationen und Initiativen. Er kämpfte für Entschädigungszahlungen an die während des Nationalsozialismus inach Mülheim verschleppten Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, er engagierte sich in der „Mülheimer Initiative für Toleranz“ und in der AG Stolpersteine, er or­ganisierte antifaschistische Stadtrund­fahrten. Für immer mit seinem Namen verbunden sein wird die Aufarbeitung der Nazizeit in Mülheim und die Herausgabe der 400 Seiten starken Dokumentation „Widerstand und Verfolgung von 1933 – 1945 in Mülheim an der Ruhr“. 2003 erhielt Helmut dafür die Ehrenspange der Stadt Mülheim, nicht zuletzt auch dafür, wie in der Begründung zur Verlei­hung zu lesen ist, dass er „seit Jahrzehnten für seine Überzeugung und Ideale mit Beharrlichkeit und einer anscheinend unerschöpflichen Energie eingetreten ist.“

Zeitzeugengespäche in den Schulen

Diese Arbeit gegen das Vergessen war Helmut Hermann sehr wichtig, denn „es soll heute keiner sagen können, er habe davon nichts gewusst.“ Einen Schwerpunkt seiner antifaschistischen Arbeit bildet die Zusammenarbeit mit Mülheimer Schulen. Bis ins hohe Alter vermittelte Helmut Hermann als Zeitzeuge jungen Menschen, was es hieß, in einem faschistischen Terrorregime zu leben, und ebenso, dass es auch heute darauf ankommt, gegen rassistisches, menschverachtendes rechtes Denken und rechtsterroristisches Handeln die Werte von Humanität, gleichberechtigtem Miteinander und Verständigung zu verteidigen und zu bewahren, „damit unsere Jugend nie mehr das erleben muss, was wir erleben mussten.“

Seine rastlose Energie, mit der er sein Ziel verfolgte, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen, ohne Rassismus und Antisemitismus, ohne Ausbeutung und Unterdrückung, zu einem Ort der Toleranz, des gegenseitigen Verständnisses und des gleichberechtigten menschenfreundlichen Miteinanders, hat sich nie erschöpft. Gleichwohl sie ist nun zur Ruhe gekommen.

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Ausstellung „Widerstand und Verfolgung in Mülheim an der Ruhr 1933-1945“ bei der Mülheimer Polizei

Am 9. November eröffnete Polizeipräsident Frank Richter anlässlich des 80. Jahrestags des Novemberpogroms in Müheim im ehemaligen Polizeipräsidim an der Von-Bock-Straße die Ausstellung der VVN-BdA „Widerstand und Verfolgung in Mülheim an der Ruhr – 1933 bis 1945“. Bis zum 21. Dezember hatten Beamte und Bürger die Möglichkeit, die Ausstellung zu besuchen.

„Unsere Geschichte macht immer auch einen Teil unserer Gegenwart aus. Gerne bieten wir der Ausstellung hier Raum. So haben Beamte und Bürger die Möglichkeit, sich zu dem Thema zu informieren“, erklärte Frank Richter zur Eröffnung. Auch die Leiterin der Polizeiinspektion und „Hausherrin“, Polizeioberrätin Claudia Kretschmann-Schepanski, nahm an der Eröffnung teil und drückte ihre Hoffnung aus, dass ihre Kolleginnen und Kollegen die Chance nutzen würden, sich über dieses dunkle Kapitel der Mülheimer Vergangenheit zu informieren.

Einen besonderen Aspekt und konkreten Bezug zur Geschichte der Polizei während des Nationalsozialismus erhielt die Ausstellung durch den Verweis und Zitate aus dem Buch „Himmlers grüne Helfer“. Mit dem inzwischen verstorbenen Autor und Journalisten Heiner Lichtenstein war der jetzige Polizeipräsident und damalige Vorsitzenden der Gewerkscft der Polizei Landesbezirk NRW, Frank Richter, vor Jahren in Kontakt gekommen; aus dieser Begegnung entstand die Idee zu diesem Buch, das dann von der GdP NRW herausgegeben wurde.

»Hätten vor allem Polizeioffiziere sich geweigert zu morden, hätte das Folgen für ganze Polizeieinheiten haben können. Ungezählte Menschen wären dann vielleicht mit dem Leben davongekommen. Die Geschichte der Schutz- und Ordnungspolizei sähe heute anders aus.« Aus Heiner Lichtenstein: »Himmlers grüne Helfer« herausgegeben von der Gewerkschaft der Polizei Landesbezirk NRW

 

Im Bild oben: Polizeipräsident Frank Richter (Mitte rechts), Polizeioberrätin Claudia Kretschmann-Schepanski, Leiterin der Polizeiinspektion Mülheim an der Ruhr (Mitte links), Inge Ketzer, stellvertretende Vorsitzende VVN-BdA Mülheim an der Ruhr (r.), Karl-Heinz Zonbergs, VVN-BdA (l.)

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Wir unterstützen den Erhalt der VHS an ihrem gegenwärtigen Standort

Solidaritätsadresse der VVN-BdA Mülheim an die Bürgerinitiative „Erhalt unserer VHS in der MüGa“

Liebe Mitglieder der Bürgerinitiative,

die Kreisvereinigung Mülheim an der Ruhr der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten sagt Ihnen Dank für Ihr großes Engagement und Ihren entschlossenen Einsatz zum Erhalt der Volkshochschule in der MüGa.

Im Rahmen der politischen Bildung konnten wir an der damals knapp zehn Jahre im Gebäude an der Bergstraße bestehenden VHS mit Kursteilnehmern und Dozenten die Grundlagenarbeit zur Erstellung der Dokumentation „1933 bis 1945 – Widerstand und Verfolgung in Mülheim an der Ruhr“ durchführen. Aus diesem Buch entstand die heute in vielen Schulen Mülheims präsentierte Mülheim 1933-1945 zum gleichen Thema.

Über mehrere längere Zeiträume hinweg war die VVN-Mülheim 1933-1945 als Dauerausstellung in der VHS beheimatet. Nicht zuletzt aufgrund der einzigartigen architektonischen Gestaltung der VHS als Begegnungsraum wurde es so Besuchern und Kursteilnehmers ermöglicht, sich über die faschistische Diktatur in unserer Stadt und deren Folgen von Fremdfeindlichkeit, Rassenhass und Krieg zu informieren.

Damals wie heute bietet unsere VHS in ihrem bestehenden Kulturensemble nicht nur viele Möglichkeiten sozialer, kultureller und beruflicher Fortbildung, sondern – mindestens ebenso wichtig – einen Raum für Kommunikation und Begegnung zwischen Menschen, Generationen und Kulturen. Wo Verstehen und Verständnis füreinander wachsen kann, dort finden Ausgrenzung, Fremdenhass und rechtes Denken keine Resonanz. Auch deshalb ist es der VVN Mülheim an der Ruhr ein Anliegen, dass die VHS in ihrer gegenwärtigen Gestalt erhalten bleibt.

Wir danken Ihnen nochmals für Ihren Einsatz, den wir voll und ganz unterstützen.


Silvia Rölle
Kreisvorsitzende

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