27. Januar:
Holocaust-Gedenktag Befreiung des KZ Auschwitz.
Kranzniederlegung am Mahnmal des jüdischen Friedhofs
30. Januar: Vor 90 Jahren Machtübertragung an die
Nationalsozialisten | Vor-tragsreihe im Stadtarchiv
*****
Was will die AfD wirklich?
Die Ausstellung „Keine
Alternative!“ analysiert die Ideologie der „Alternative für
Deutschland“. Die gegenseitige Beeinflussung von Partei
einerseits, extrem rechten Medien, Gruppen und Anführern
andererseits, ist kennzeichnend für die AfD und entscheidend für
deren weitere Entwicklung.
Die Ausstellung (11 Roll-Ups im Format 85 cm x
200 cm) kann bei der VVN-BdA ausgeliehen werden. --> info@vvn-bda-mh.de
Neofaschismus
in Deutschland
Das Jahr 1945
Hintergründe, Informationen, Dokumente
»Auf der
Suche nach Fritz Kann«
Ein Film über drei
Generationen Schweigen und das Erinnern heute | 16. Januar, 19:30
Uhr, im RIO Kino in Mülheim |→weitere Aufführungen in Dortmund,
Düsseldorf, Essen und Köln
Der Regisseur Marcel Kolvenbach folgt den Spuren des ersten
Mannes seiner Großmutter: des Juden Fritz Kann. Die
jüdische Familie Gutmann/Kann lebte in Mülheim. Fritz
Kann zog 1927 nach Düsseldorf und heiratete dort.
Möglicherweise wurde die Ehe aufgrund der sogenannten
nationalsozialistischen »Rassegesetze« geschieden. Seit 1941 lebte
Fritz Kann wieder in Mülheim. Er musste in das sogenannte
Judenhaus, Scharpenberg 42, einziehen. 1942 wurde er von hier
aus deportiert und in Izbica von den Nazis ermordet. Auf dem
Transport bzw. in Izbica starben auch seine Schwester Jeanette
Gutmann und deren Sohn Hans-Josef. An die Familie Gutmann/Kann
erinnern fünf Stolpersteine vor dem
Haus Friedrich-Ebert-Straße 72–74.
Regisseuer und Dokumentarfilmer
Marcel Kolvenbach
Über Fritz Kann, den ersten Mann seiner Großmutter Caroline,
herrschte lange Zeit Schweigen in der Familie des Filmemachers
Marcel Kolvenbach, kein einziges Foto verriet dessen Existenz. Die
Frage danach, wer Fitz Kann war, beschäftigt den Regisseur, seit
er in alten Familiendokumenten auf dessen Unterschrift stieß.
In 90 Minuten führt die Suche nach Fritz Kann vom ehemaligen
Schlachthof in Düsseldorf über Polen nach Argentinien, Ost-Berlin
sowie nach Mülheim an der Ruhr. Im Stadtarchiv gibt es eine
Vielzahl an Informationen über die bis zum Holocaust in Mülheim
verwurzelte Familie Kann. Diese Familieninformationen waren
maßgeblich dafür, dass Kolvenbach in Berlin lebende Angehörige der
Familie Kann ausfindig machen konnte.
Großnichte und
Großneffe von Fritz Kann kommen zur Filmpremiere nach
Mülheim
Elke Tischer (geb. Gutmann) und ihr Bruder Hans-Joachim Gutmann,
die Großnichte und der Großneffe von Fitz Kann, waren am 4.
Mai 2022 dabei, als die Stolpersteine in Mülheim verlegt
wurden. Sie setzen sich seit Jahren ganz im Sinne Ihres
Vaters Kurt Gutmann für Versöhnung, ein friedliches
Miteinander und Toleranz in der Gesellschaft sowie gegen
Ausgrenzung, Hass und Hetze ein. Deshalb sind sie auch –
zusammen mit dem Regisseur Marcel Kolvenbach – zur Filmpremiere in
Mülheim und werden nach der Filmaufführung für Fragen zur
Verfügung stehen.
»Auf der Suche nach
Fritz Kann«
wird am 16. Januar, 19:30 Uhr, im RIO Kino in Mülheim gezeigt
Weitere
Vorführungen in
Dortmund
Kino Sweetsixteen am 18.01.2023 Düsseldorf Kino Bambi am
15.01.2023 Essen Kino Luna im Astra
Theater am 17.01.2023 Köln Kino Filmpalette am
12.01.2023
Am Abend des 30. Januar 1933 fühlt
sich Tagebuchschreiber Joseph Goebbels »wie im Traum«: »Die
Wilhelmstraße gehört uns, Hitler ist Reichskanzler. Der Führer
arbeitet bereits in der Reichskanzlei.« Vor dem Brandenburger Tor
veranstaltet die SA triumphierende Fackelzüge; Goebbels sorgt für
die Radioübertragung.
Hitler nach der Machtübertragung am Fenster der
Reichskanzlei
Drei Wochen vorher, am 7. Januar 1933, trafen im
Streithof im Speldorfer Wald, dem Anwesen von Hitlers Förderer Emil
Kirdorf, Generaldirektor der Gelsenkirchener Bergwerks AG, Adolf
Hitler und führende Ruhrindustrielle zusammen, um über die
Machtübertragung an Hitler zu beraten, die viele Ruhrindustrielle
schon seit Jahren unterstützen.
Hitler und Kirdorf beim Kaffeekränz-chen im
Streithof. Zusammen mit anderen Industriellen wurden bei solchen
Treffen u. a. die Weichen für die Machtübertragung gestellt.
Adolf Hitler kündigt an, als Reichskanzler das
»demokratische Chaos« der Weimarer Jahre zu überwinden. Dieses Ziel
verwirklichten die Nazis nach dem 30. Januar 1933 innerhalb
kürzester Zeit: Mit Gewalt und Terror schalten sie politische Gegner
aus und okkupieren die staatlichen Machtinstrumente. Mit staatlicher
Rückendeckung werden Kommunisten und Sozialdemokraten sowie jüdische
Abgeordnete und später Gewerkschafter verfolgt, inhaftiert,
ermordet. Der Polizei verordnete Göring in einem »Schießerlass« den
rücksichtslosen Gebrauch der Schusswaffe gegen alle politischen
Gegner. Noch im Frühjahr 1933 beginnen SA und SS mit der Errichtung
erster Konzentrationslager in Dachau und Oranienburg; in vielen
Städten werden mitten in Wohngebieten KZ-ähnliche Häuser und
Folterkeller eingerichtet.
Hitler
fährt im offenen Wagen durch Mülheim
Als die im Sprachgebrauch der Nazis »nationale
Erhebung« im Sommer 1934 ihren Abschluss findet, haben die Nazis in
nur wenigen Wochen ihr faschistisches Terrorregime innerhalb des
bestehenden Staates etabliert. Die Demokratie im Deutschland
der Weimarer Republik ist zerstört, ohne dass sich vonseiten der
»staatstragenden Kräfte« nennenswerter Widerstand erhoben hätte. Der
Kreis der Ruhrindustriellen um den Hitlerförderer Kirdorf profitiert
von der Zerschlagung der Gewerkschaften, von der Aufrüstung und
später von der Zwangsarbeit.
Zwölf Jahre später liegt das
»Tausendjährige Reich« in Trümmern. Mit Krieg, Verfolgung und
Holocaust haben die Nazis Millionen Menschen in Europa ermordet. Den
Weg dazu freigemacht hat die Machtübertragung an Hitler und die
Nazis am 30. Januar 1933. Der 30. Januar 1933 ist deshalb nicht
irgendein Datum der Geschichte, sondern ständige Mahnung,
faschistischen Tendenzen und wiedererstarkenden nationalistischen
Ideolgien mit allen Kräften entgegenzuwirken. Er ist eine Forderung,
die sich an alle gleichermaßen richtet, unabhängig vom jeweiligen
Standpunkt in anderen Fragen: »Nie wieder Faschismus - Nie wieder
Krieg!«
Abbildungen:
oben: Hitler nach der Machtübertragung am Fenster der Reichskanzlei
(Bundesarchiv)
Mitte: Treffen von Hitler und Kirdorf im Streithof
unten: Hitler fährt im offenen Wagen durch Mülheim (VVN-Archiv)
78. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz
Internationaler Tag des Gedenkens an
die Opfer des Holocausts
Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager
Auschwitz von sowjetischen Soldaten befreit. Die Bilder der
Leichenberge, die sie dort sahen, läßt uns noch heute den Atem
stocken. Mehr als eine Million Menschen, Männer, Frauen und Kinder,
sind allein in Auschwitz zwischen März 1942 und November 1944 von
den Nazis gequält und ermordet worden.
Auch 78 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz ist
es wichtig, sich daran zu erinnern, wie dieses Grauen seinen Anfang
nahm. Es begann mit hasserfüllten Worten, mit Verleumdung und
Verschwörungstheorien auf dem Nährboden antijüdischer Stimmung, mit
Rassismus und Fremdenfeindlichkeit: Eine Mischung aus Intoleranz,
nationalem Chauvinismus, Menschenverachtung und Gewaltbereitschaft,
die in Deutschland und in Teilen Europas bereits lange bestand – und
immer noch besteht.
Waren
die Konzentrations- und Vernichtungslager, waren die hinter der
Front ermordeten und in Massengräbern verscharrten Zivilisten, waren
die zu Tode gearbeiteten Zwangsarbeiter*innen an den Werkbänken der
Groß- und Rüstungs-industrie, waren »Hitler und die Nazis ... nur
ein Vogelschiss in über tausend Jahren erfolgreicher deutscher
Geschichte« wie es der damalige Partei- und Fraktions-vorsitzende
der AfD im Bundestag, Alexander Gauland, gern sähe? Gaulands Satz
macht deutlich, dass Antisemitismus und Rassismus nicht mit dem
Zweiten Weltkrieg endeten. Vielmehr sind Fremdenfeindlichkeit und
Antisemitismus dabei, wieder verstärkt in den Köpfen ihr Unwesen zu
treiben. Und bei den Köpfen bleibt es nicht ...
Viele der Überlebenden des Holocausts haben es zu
ihrer Lebensaufgabe gemacht, der Welt zu erzählen, was sie erlebt
haben. Wir haben heute die Verpflichtung, dafür zu sorgen, die
Schrecken des Holocausts nicht ins Vergessen sinken zu lassen,
sondern durch aktives Erinnern daran mitzuwirken, dass solches nie
wieder geschehen kann und wird.
Am 27. Januar werden wir deshalb um
11:00 Uhr – wie in den Jahren zuvor – einen Kranz am Mahnmal auf dem
jüdischen Friedhhof an der Gracht niederlegen.
Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus – das ist es, wofür sich
die VVN-BdA seit ihrem Bestehen einsetzt. Doch nun herrscht Krieg,
mitten in Europa.
Wir verurteilen den Einmarsch Russlands in die Ukraine. Jenseits
aller Schuldzuweisungen und der Anheizung des Konflikts durch
Drohungen und Gegendrohungen gilt: Für die Entfesselung eines
Krieges gibt es keine Rechtfertigung! Panzer, Soldaten,
Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge sind keine Option, um Krisen zu
bewältigen.
Goldene
Zeiten für Kriegsgewinnler
Für die Menschen in der Ukraine ist dieser Krieg eine humanitäre
Katastrophe. Er bringt Tod, Verletzungen, Leid, Zerstörung, Ströme
von Flüchtenden. Für die Waffenlobby bringt er goldene Zeiten. 100
Milliarden Euro will die Bundesregierung sofort in die Rüstung
investieren, mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts dann
in jedem weiteren Jahr – das heißt, pro Jahr zusätzlich 72
Milliarden Euro! Seit Kriegsbeginn sind die Aktien der
Panzerschmiede Rheinmetall um 28 Prozent gestiegen, Hensoldt, ein
Produzent von Rüstungselektronik, verzeichnet einen Rekordzuwachs
von 60 Prozent.
Rüstungzerstört
unsere
Lebensgrundlagen
Nicht nur in Deutschland, in der ganzen Welt stehen wir vor
gewaltigen Aufgaben: Gemeinsam müssen wir die Klimakrise und das
Artensterben bekämpfen, konsequent auf erneuerbare Energien
umsteigen, die Corona-Pandemie bewältigen, soziale Ungleichheit
beseitigen und für mehr Bildungschancen sorgen. All dies ist mit dem
neuen Rüstungswettlauf nicht machbar.
Für Frieden, Verständigung
und
eine
lebenswerte Zukunft
In der jetzigen Situation gibt es deshalb nur ein Gebot: der Abzug
der russischen Invasionsstreitkräfte aus der Ukraine, die
schnellstmögliche Beendigung des Krieges. Gefolgt von beharrlichen
Gesprächen zum Aufbau von Frieden und Sicherheit vom Atlantik bis
zum Ural, begleitet von einem echten Abrüstungsprozess. Wir brauchen
eine europäische Friedensordnung, in der Grenzen nicht gewaltsam
verschoben werden und die Sicherheit von allen geachtet wird. Sie
muss am Verhandlungstisch mit allen ausgehandelt werden. Nur mit
einer Politik des Friedens und der Verständigung werden wir der
kommenden Generation eine Welt hinterlassen, in der es sich zu leben
lohnt.
Noch einmal: Die Waffen nieder!
Kriege passieren nicht einfach. In Kriege gerät man nicht
irgendwie hinein. Kriege werden gemacht. Auch dieser Krieg hat seine
Vorgeschichte, ohne die er nicht zu verstehen ist. Das heißt nicht,
Verständnis für Krieg zu haben. Es ist Voraussetzung für
Friedenspolitik. Aber wie immer man das alles auch sehen mag:
Die Waffen nieder!
Das ist die Forderung der Stunde!
Dies muss im Vordergrund stehen!
Ohne Wenn und Aber!
Dies ist das Maiplakat des DGB
von 1950. Es ruft unter anderem auf zu Völkerfrieden, Schutz der
Arbeitskraft, Mitbestimmungsrecht und Neuordnung der Wirtschaft.
Das war vor 71 Jahren. Viel ist seither durch die Gewerkschafter
erreicht worden. Trotz alledem sind die Forderungen von 1950 heute
noch brandaktuell.
Vom Völkerfrieden sind
wir weit entfernt
Die globalen Rüstungsausgaben haben einen
neuen Höchststand erreicht. Nach Angaben des Stockholmer
Friedensforschungsinstituts Sipri erhöhte Deutschland seinen
Rüstungsetat 2020 um 5,2 Prozent und liegt im globalen Vergleich
auf Rang sieben. Das ist prozentual der größte Anstieg weltweit –
trotz Corona‐Krise.
Rekordsumme
für die Aufrüstung
Auch die Gewinne der deutschen
Rüstungskonzerne boomen. Im Jahr 2019 erhielten deutsche
Waffenschmieden Genehmigungen für Rüstungsexporte von über acht
Milliarden Euro – eine Rekordsumme. Die Exporte wurden zwar auf
Druck etwas zurückgefahren, doch der Anteil der Waffenlieferungen
an Länder, die in Kriege verwickelt sind oder
Menschrechtsbestimmungen verletzen, ist gestiegen: Er beträgt etwa
die Hälfte aller genehmigten Rüstungsexporte. Mehr
als zwei Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung sollen zuküftig
für Kriegswaffen ausgegeben werden. Die Bundeswehr plant die
Anschaffung neuer Atombomber für acht Milliarden Euro. Aktuell wird die Entwicklung und Anschaffung
von bewaffneten Kampfdrohnen diskutiert. Drohnen erhöhen die
Kriegsgefahr und sind der Einstieg in ein automatisiertes
Kriegsszenario ohne menschliche Kontrolle.
Prekäre
Arbeitsverhältnisse
Wie es um den Schutz der Arbeitskraft
bestellt ist, darauf haben im Umfeld von Corona unter anderem
die miserablen Arbeitsverhältnisse
in deutschen Fleischfabriken ein Schlaglicht geworfen. In anderen
Bereichen, etwa der Bauindustrie, sieht es nicht besser aus. Gegen
eine Testpflicht der Unternehmen sträuben sich die
Interessenverbände der Wirtschaft schon lange. Ihre Durchsetzung
und Kostenübernahme durch die Unternehmen wird nicht ohne
Widerstände zu realisieren sein.
Milliardengewinne
und Hungerlöhne
Die Neuordnung
der Wirtschaftist dagegen
Realität geworden. Allerdings nicht so, wie 1950 gefordert. Bei
der Globalisierung sind die Interessen der arbeitenden Menschen
auf der Strecke geblieben. Multinationale Konzerne erwirtschaften
in Deutschland Milliardengewinne, die sie allerdings hier nicht versteuern. Dafür zahlen sie oft nur
Hungerlöhne bei gleichzeitig hohem Arbeitsdruck und verweigern
Mitbestimmungsrechte. Aktuell zeigt die Coronakrise, dass diese
Unternehmen sogar in und durch die Pandemie ihre Profite steigern
und dazu noch staatliche Hilfen kassieren, während die Mehrheit
der Menschen immer näher an die Armutsgrenze und darüber hinaus
gedrängt wird.
Rüstung ist ein Klimakiller
Ein Eurofighter stößt pro Flugstunde
11.000 kg CO2 aus. Das entspricht dem Klimagas-Ausstoß von 79.000
Kleinwagen auf 100 km. Pro Jahr absolvieren die Eurofighter der
Bundesluftwaffe zusammen 10.000 Flugstunden, was einen CO2-Austoß
von 110.000 Tonnen ergibt. Auch
so untergraben die Rüstung und die dafür Veranwortlichen die
Zukunftsaussichten der Menschheit.
Dieser
Wahnsinn muss aufhören. Wir brauchen nicht noch mehr
Rüstungsausgaben, keine
Milliarden verschlingende Armee, keine Klima aufheizenden
Atombomber, sondern
stattdessen ein gut ausgestattetes Gesundheits-, Sozial- und
Bildungssystem.
Noch viel
zu tun
Es gibt also noch sehr viel zu tun.
Frieden und Völkerverständigung, die Gleichbehandlung aller
Menschen und ein friedliches Miteinander, der Erhalt unserer
Lebensgrundlagen und eine gerechte Weltwirtschaftsordnung – dies
sind Werte, für die sich die VVN‐BdA einsetzt. Deshalb rufen wir
auf, für die Erreichung dieser Ziele am 1. Mai auf der
DGB‐Kundgebung mit dabei zu sein. Denn eine gerechtere Zukunft
erlangen wir nur durch Solidarität.
Helmut Herman, Ehrenvorsitzender der Mülheimer
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der
Antifaschisten und Träger der Ehrenspange der Stadt Mülheim an der
Ruhr verstarb im Alter von 91 Jahren.
1929 geboren, musste Helmut Hermann als Kind
mitansehen, wie sein Vater von der SA aus der Wohnung geprügelt
wurde, weil er sich als Kommunist dem faschistischen Regime des
National-sozialismus verweigerte. Dieses Erlebnis und die
nachfolgende Zeit des Faschismus haben sein Denken und Handeln
geprägt. Bis ins hohe Alter hat sich Helmut Hermann als Antifaschist
gegen Rassismus und Antisemitismus, gegen rechtes Denken und
Handeln, gegen Ausbeutung und Unterdrückung organisiert und
eingesetzt.
Gegen das Vergessen
Zeichen setzen gegen das Vergessen – um dies zu erreichen suchte er
als Vorsitzender der VVN – BdA Mülheim den Kontakt zu den
Gewerkschaften, zur Stadt, zu den Schulen, zur jüdischen Gemeinde und
zu anderen Organisationen und Initiativen. Er kämpfte für
Entschädigungszahlungen an die während des Nationalsozialismus inach
Mülheim verschleppten Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, er
engagierte sich in der „Mülheimer Initiative für Toleranz“ und in der
AG Stolpersteine, er organisierte antifaschistische
Stadtrundfahrten. Für immer mit seinem Namen verbunden sein wird die
Aufarbeitung der Nazizeit in Mülheim und die Herausgabe der 400 Seiten
starken Dokumentation „Widerstand und Verfolgung von 1933 – 1945 in
Mülheim an der Ruhr“. 2003 erhielt Helmut dafür die Ehrenspange der
Stadt Mülheim, nicht zuletzt auch dafür, wie in der Begründung zur
Verleihung zu lesen ist, dass er „seit Jahrzehnten für seine
Überzeugung und Ideale mit Beharrlichkeit und einer anscheinend
unerschöpflichen Energie eingetreten ist.“
Zeitzeugengespäche in den Schulen
Diese Arbeit gegen das Vergessen war Helmut Hermann sehr wichtig,
denn „es soll heute keiner sagen können, er habe davon nichts
gewusst.“ Einen Schwerpunkt seiner antifaschistischen Arbeit bildet
die Zusammenarbeit mit Mülheimer Schulen. Bis ins hohe Alter
vermittelte Helmut Hermann als Zeitzeuge jungen Menschen, was es hieß,
in einem faschistischen Terrorregime zu leben, und ebenso, dass es
auch heute darauf ankommt, gegen rassistisches, menschverachtendes
rechtes Denken und rechtsterroristisches Handeln die Werte von
Humanität, gleichberechtigtem Miteinander und Verständigung zu
verteidigen und zu bewahren, „damit unsere Jugend nie mehr das erleben
muss, was wir erleben mussten.“
Seine rastlose Energie, mit der er sein Ziel verfolgte, diese Welt
zu einem besseren Ort zu machen, ohne Rassismus und Antisemitismus,
ohne Ausbeutung und Unterdrückung, zu einem Ort der Toleranz, des
gegenseitigen Verständnisses und des gleichberechtigten
menschenfreundlichen Miteinanders, hat sich nie erschöpft.
Gleichwohl sie ist nun zur Ruhe gekommen.
Ausstellung „Widerstand und Verfolgung in
Mülheim an der Ruhr 1933-1945“ bei der Mülheimer Polizei
Am 9. November eröffnete Polizeipräsident
Frank Richter anlässlich des 80. Jahrestags des Novemberpogroms in
Müheim im ehemaligen Polizeipräsidim an der Von-Bock-Straße die
Ausstellung der VVN-BdA „Widerstand und Verfolgung in Mülheim an der
Ruhr – 1933 bis 1945“. Bis zum 21. Dezember hatten Beamte und Bürger
die Möglichkeit, die Ausstellung zu besuchen.
„Unsere Geschichte macht immer auch einen Teil unserer
Gegenwart aus. Gerne bieten wir der Ausstellung hier Raum. So haben
Beamte und Bürger die Möglichkeit, sich zu dem Thema zu
informieren“, erklärte Frank Richter zur Eröffnung. Auch die
Leiterin der Polizeiinspektion und „Hausherrin“, Polizeioberrätin
Claudia Kretschmann-Schepanski, nahm an der Eröffnung teil und
drückte ihre Hoffnung aus, dass ihre Kolleginnen und Kollegen die
Chance nutzen würden, sich über dieses dunkle Kapitel der Mülheimer
Vergangenheit zu informieren.
Einen besonderen Aspekt und konkreten Bezug zur Geschichte der
Polizei während des Nationalsozialismus erhielt die Ausstellung
durch den Verweis und Zitate aus dem Buch „Himmlers grüne Helfer“.
Mit dem inzwischen verstorbenen Autor und Journalisten Heiner
Lichtenstein war der jetzige Polizeipräsident und damalige
Vorsitzenden der Gewerkscft der Polizei Landesbezirk NRW, Frank
Richter, vor Jahren in Kontakt gekommen; aus dieser Begegnung
entstand die Idee zu diesem Buch, das dann von der GdP NRW
herausgegeben wurde.
»Hätten vor
allem Polizeioffiziere sich geweigert zu morden, hätte das
Folgen für ganze Polizeieinheiten haben können. Ungezählte
Menschen wären dann vielleicht mit dem Leben davongekommen.
Die Geschichte der Schutz- und Ordnungspolizei sähe heute
anders aus.«Aus
Heiner Lichtenstein: »Himmlers grüne Helfer« herausgegeben
von der Gewerkschaft der Polizei Landesbezirk NRW
Im Bild oben: Polizeipräsident Frank Richter (Mitte
rechts), Polizeioberrätin Claudia Kretschmann-Schepanski, Leiterin
der Polizeiinspektion Mülheim an der Ruhr (Mitte links), Inge
Ketzer, stellvertretende Vorsitzende VVN-BdA Mülheim an der Ruhr
(r.), Karl-Heinz Zonbergs, VVN-BdA (l.)
Wir unterstützen den
Erhalt der VHS an ihrem gegenwärtigen Standort
Solidaritätsadresse der VVN-BdA Mülheim an die Bürgerinitiative
„Erhalt unserer VHS in der MüGa“
Liebe Mitglieder der Bürgerinitiative,
die Kreisvereinigung Mülheim an der Ruhr der Vereinigung der
Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten sagt Ihnen Dank
für Ihr großes Engagement und Ihren entschlossenen Einsatz zum
Erhalt der Volkshochschule in der MüGa.
Im Rahmen der politischen Bildung konnten wir an der damals knapp
zehn Jahre im Gebäude an der Bergstraße bestehenden VHS mit
Kursteilnehmern und Dozenten die Grundlagenarbeit zur Erstellung der
Dokumentation „1933 bis 1945 – Widerstand und Verfolgung in Mülheim
an der Ruhr“ durchführen. Aus diesem Buch entstand die heute in
vielen Schulen Mülheims präsentierte Mülheim 1933-1945 zum gleichen
Thema.
Über mehrere längere Zeiträume hinweg war die VVN-Mülheim 1933-1945
als Dauerausstellung in der VHS beheimatet. Nicht zuletzt aufgrund
der einzigartigen architektonischen Gestaltung der VHS als
Begegnungsraum wurde es so Besuchern und Kursteilnehmers ermöglicht,
sich über die faschistische Diktatur in unserer Stadt und deren
Folgen von Fremdfeindlichkeit, Rassenhass und Krieg zu informieren.
Damals wie heute bietet unsere VHS in ihrem bestehenden
Kulturensemble nicht nur viele Möglichkeiten sozialer, kultureller
und beruflicher Fortbildung, sondern – mindestens ebenso wichtig –
einen Raum für Kommunikation und Begegnung zwischen Menschen,
Generationen und Kulturen. Wo Verstehen und Verständnis füreinander
wachsen kann, dort finden Ausgrenzung, Fremdenhass und rechtes
Denken keine Resonanz. Auch deshalb ist es der VVN Mülheim an der
Ruhr ein Anliegen, dass die VHS in ihrer gegenwärtigen Gestalt
erhalten bleibt.
Wir danken Ihnen nochmals für Ihren Einsatz, den wir voll und ganz
unterstützen.